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6 Min. Lesezeit Newsletter

Prenzlauer Berg Newsletter #29 druckt illegale Zeitschriften

Prenzlauer Berg
Foto: Flo Karr

Wie will das Bezirksamt auf die Energiekrise reagieren? Wann beginnen die Bauarbeiten an der Werneuchener Wiese und wie geht es mit dem Jahnsportpark weiter? Dies und mehr im Newsletter zum Nachlesen!


Heutzutage, wo sich alle auf die Straße stellen und ihre Meinung in die Welt rufen dürfen, ist es kaum mehr vorstellbar: Dass die Zeiten einmal anders waren. Doch in der DDR drohte Menschen, die den Staat öffentlich kritisierten, mitunter eine lange Gefängnisstrafe. Stephan Bickhardt ist das Risiko trotzdem eingegangen. Mitte der 1980er Jahre gründete er – mit dem Wissen, dass es illegal ist – in Prenzlauer Berg die radix-Blätter. Bis zum Ende der DDR druckte er darin regelmäßig Texte von Autor*innen, die sich mit den Missständen im Land auseinandersetzten und dabei kein Blatt vor den Mund nahmen. Wie er nach mehr als drei Jahrzehnten auf diese Zeit zurückblickt, das hat er meiner Kollegin Katharina Angus erzählt für unseren

Text der Woche

Was sonst noch los war

Kiezfoto der Woche

Jägermeister mit Lavendel-Erdbeer-Geschmack – vielleicht ließe sich daraus ein neuer Sommerdrink mixen?
Gesehen auf der Choriner Straße / Foto: Julia Schmitz

Aus dem Bezirk

Energiekrise: Nur noch kurz duschen statt zu baden, die Heizung im Winter runter drehen und das Licht in ungenutzten Räumen ausschalten: An Tipps, wie sich der Verbrauch von Gas und Strom reduzieren lässt, mangelt es derzeit nicht. Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine könnte in den nächsten Monaten zu einer Gasknappheit führen und so prüft auch Berlin, an welchen Stellen gespart werden kann. Eine spezielle Task Force der Senatsverwaltung erarbeitet derzeit einen Plan; Ziel ist es, dass die öffentliche Verwaltung zehn Prozent Energie einspart. Wie Pankow das umsetzt, bleibt zunächst aber noch etwas schwammig. Es werde ein „verlässliches Energiemanagement mit Kontroll- und Handlungsoptionen implementiert“, antwortete Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke) auf Anfrage des Bezirksverordneten Reemt Heuke (Grüne). Die Abschaltung der nächtlichen Beleuchtung bezirkseigener Gebäude wie dem Rathaus Pankow sei in Vorbereitung, heißt es weiter. Auch ermögliche man – wie es seit Beginn der Pandemie der Fall ist – der überwiegenden Anzahl der Mitarbeiter*innen weiterhin Home Office. „Aber auch dann müssen die Gebäude auf eine Mindesttemperatur beheizt werden“, so Benn. Und auch die berühmt-berüchtigte „Eigenverantwortung“ taucht in diesem Zusammenhang noch einmal auf. Denn Heuke fragt auch, ob sichergestellt werden könne, dass Räume nur dann beleuchtet werden, wenn sich darin Menschen aufhalten. Benn: „Im Prinzip ja, es kommt jedoch auf das wache Mitdenken und Mittun der Kolleginnen und Kollegen an.“ Unser Tipp: Der Lichtschalter befindet sich in den meisten Fällen direkt neben der Tür.

Diebstahl: Früher knackten sie Schlösser oder hebelten Türen auf, heute fräsen sie das gewünschte Objekt offenbar gleich aus dem Fahrzeug: In Berlin häufen sich die Fälle von Einbrüchen in Autos. Der Abgeordnete Frank Balzer (CDU) wollte wissen, ob sich dies auch in der Anzahl der registrierten Diebstähle niederschlägt. Ja, antwortet die Senatsverwaltung für Inneres. Pankow befindet sich auf Platz fünf und damit im oberen Mittelfeld: 1.013 Diebstähle aus und an Autos verzeichnete man 2019, 1.252 im Jahr 2020 und einen leichten Rückgang auf 1.031 im vergangenen Jahr; die Zahlen für 2022 liegen noch nicht vor. Spitzenreiter in Sachen aufgebrochener Autos ist übrigens Neukölln: Die Zahl hat sich binnen drei Jahren von 1.083 auf 2.406 Diebstählen mehr als verdoppelt. Die Aufklärungsrate ist ebenso frustrierend: Nur 842 von fast 15.000 Fällen konnte die Polizei letztes Jahr aufklären.

Fahrradweg: Neue Woche, neues Fahrradthema: Auf dem Fahrradweg zwischen dem S-Bahnhof Landsberger Allee und der Fritz-Riedel-Straße kommt es offenbar immer wieder zu Verwirrung zwischen Fußgänger*innen und Radfahrer*innen. Der Fahrradweg sei optisch kaum zu trennen von dem vorhandenen taktilen Leitsystem, meint die Pankower CDU-Fraktion. Sie setzt sich deshalb mit einem Antrag in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) dafür ein, die beiden Wege deutlicher zu markieren: „Das taktile Leitsystem muss eindeutig von der Markierung des Radweges unterschieden werden können, zum Beispiel durch eine Einfärbung oder die Verlegung. Grundsätzlich stellt sich die Frage, warum auch nur auf diesem begrenzten Stück ein Leitsystem aufgebracht wurde“, sagt der Bezirksverordnete David Paul.

Schuldrehscheibe: Bauvorhaben in Berlin verzögern sich gerne mal um ein paar Monate bis Jahre. In Sachen Schuldrehschreibe auf der Werneuchener Wiese ist der Senat allerdings optimistisch: Die Hochbaumaßnahmen sollen wie geplant bis Juli 2023 fertiggestellt sein, die Freianlagen bis Ende August 2023, berichtet die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie auf Anfrage des Abgeordneten Andreas Otto (Grüne). Als erstes zieht das Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Gymnasium für knapp zweieinhalb Jahre in den Interimsbau, im Februar 2026 folgt das Gymnasium am Europasportpark, im Frühling 2029 dann entweder die Kurt-Schwitters-Schule oder die Tesla-Schule. Die Sanierungskosten für drei der vier Schulen – die Kurt-Schwitters-Schule ist in der Antwort nicht einberechnet – betragen insgesamt rund 116 Millionen Euro.

Infrastruktur: Spielplätze, Grünflächen, Nachbarschaftstreffs oder Sportplätze gehören zur öffentlichen Infrastruktur und werten das Leben im Kiez auf. Ehrenamtliche Initiativen und Projekte, die sich um die Erhaltung und Pflege dieser Orte kümmern, können jetzt beim Bezirksamt Unterstützung beantragen: Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen hat insgesamt 77.800 Euro zur Verfügung gestellt, die der Bezirk nun verteilen darf. Gefördert werden vor allem Reparaturen und Renovierungen. Anträge mit Angabe von Zweck, Art, Umfang, Zeitrahmen und Kosten können bis zum 31. August bei den Abteilungen und im Büro des Bezirksbürgermeisters im Rathaus Pankow, Breite Straße 24A-26, 13187 Berlin eingereicht werden, ausschließlich postalisch.

Jahnsportpark: Das Sportgelände zwischen Eberswalder- und Gleimstraße wird in den nächsten Jahren umfassend neu gestaltet. Das Stadion soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden, drumherum ensteht ein Inklusionssportpark. Die erste Wettbewerbsphase ist seit dem 1. Juli abgeschlossen, nun folgt die zweite: Am 8. und 9. August hat eine Jury aus 24 eingereichten Arbeiten 15 für die nächste Phase ausgewählt. Bevor im Dezember einer der Entwürfe das Rennen macht, können sich Anwohner*innen und Interessierte alle Vorschläge in einer Online-Ausstellung ansehen und kommentieren. Am 16. August sind diese zwischen 14 und 22 Uhr – nur nach vorheriger Registrierung – einsehbar. Weitere Informationen gibt es hier.

Grillverbot: Aufgrund der lang anhaltenden Trockenheit ist der Mauerpark mittlerweile zu einer staubigen Sandwüste geworden. Das Bezirksamt zieht daraus Konsequenzen und verbietet das Grillen auf der ausgewiesenen Grillfläche, vorerst bis zum 15. September. Im restlichen Park ist dies, wie in anderen Grünanlagen und auf Sport- und Spielplätzen, generell verboten.

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Zitat der Woche

„In den 1980er Jahren gab es ein untergründiges Gespür dafür, dass sich etwas veränderte und ich gehörte zu denen, die diesen Wandel mit vorantreiben wollten“

sagt Stephan Bickhardt. Mehrere Jahre begab er sich in große Gefahr, um in der DDR illegal die radix-Blätter drucken zu lassen.

Wenn ich Erzählungen aus dieser Zeit höre, wird mir immer wieder bewusst, welch hohes Gut die Meinungsfreiheit ist. Und dass diese, entgegen aller pandemisch geprägten Unkenrufe, in unserer Gesellschaft nicht in Gefahr ist.

Die kommenden beiden Wochen versorgt sie meine Kollegin Christina Heuschen mit allen relevanten Neuigkeite aus den Kiezen, wir lesen uns Ende August wieder. Bis dahin wünsche ich euch einen schönen Spätsommer!

Eure Julia Schmitz
Und die ganze Redaktion


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Titelbild: Flo Karr