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Prenzlauer Berg Newsletter #43 Bäumchen wechsel dich

Prenzlauer Berg Newsletter #43 Bäumchen wechsel dich
Mieterprotest auf der Prenzlauer Allee / Foto: Julia Schmitz

Eine Posse um zwei kleine Bäumchen und leidenschaftlicher Einsatz für einen Fußgängertunnel: Die Woche in Prenzlauer Beg zum Nachlesen in unserem Newsletter.


Erinnert ihr euch noch an das Kinderspiel „Bäumchen, wechsel dich“? Das wird offensichtlich gerade auch in der denkmalgeschützten Carl Legien-Siedlung gespielt, allerdings ungewollt: Weil das Pankower Straßen- und Grünflächenamt dort in einem der Vorgarten Bäume gefällt hatte, pflanzte eine Anwohner*innen-Initiative kurzerhand zwei neue. Keine große Sache, möchte man denken, doch der Amtsschimmel wieherte sofort – und drohte den Bewohner*innen mit einer Strafe von bis zu 10.000 Euro, sollten sie die beiden Bäume nicht binnen zwei Wochen wieder entfernen. Was dahinter steckt und wieso die Pflanzen nun eine Gnadenfrist bekommen haben, hat meine Kollegin Christina Heuschen aufgeschrieben für den

Text der Woche

Was sonst noch los war

Kiezfoto der Woche

Kiezfoto

Irgendwann wird auch diese Pandemie zu Ende sein… / Foto: Julia Schmitz

Aus dem Bezirk


Foto: (c) PandoraFilmproduktion

Filmtipp

Wie hätte es in Pankow ausgesehen, wäre die Mauer nicht gefallen? Gábor Altorjay hat das Gedankenexperiment 1983 in einen skurrilen Film übertragen: „Pankow 95“ spielt im Januar 1995 in der Nervenklinik des Bezirkskrankenhauses Pankow. Die Deutsche Einheit hat nicht stattgefunden, auf der Mauer vor dem Krankenhaus prangt der Satz „30 Jahre Mauer – wir werden langsam sauer“ und aus der verarmten BRD fliehen massenweise Arbeitslose in die DDR. In seiner Zelle wartet Johann Wolfgang Amadeus Zart (gespielt von Udo Kier) darauf, wieder freigelassen zu werden; eigentlich erforscht er musikalische Massenphänomene bei Jugendlichen, wurde aber fälschlicherweise des Mordes bezichtigt. Die Pfleger*innen rund um den resoluten Arzt Dr. Frisch (Dieter Thomas Heck) drangsalieren die Insassen, die nur eins wollen: raus.

38 Jahre nach Erscheinen des Films ist dieser nun in der restaurierten Fassung zu sehen. Wir haben Regisseur Gábor Altorjay gefragt: Ahnte er zum Zeitpunkt der Dreharbeiten – die in der Bundesrepublik stattfanden – dass die Mauer irgendwann fallen würde? „Ich ging 1982, als ich den Film geschrieben habe, davon aus, dass die DDR ewig besteht – und von der Zukunft dieser ‚ewigen‘ DDR handelt ‚Pankow 95‘. Von einem Umbruch spürte ich damals nicht das geringste. Es erfüllt mich mit Genugtuung, dass meine Horrorvision nicht zur Wirklichkeit wurde und das Regime der DDR gescheitert ist und die BRD nicht zum Armenhaus wurde“, sagt der 75-Jährige.

Für ihn besitzt der Film auch im Jahr 2021 noch Aktualität: „Er hat erstaunlich dokumentarische  Elemente, vom Schlangestehen bis zur Rolle von Serotonin und der Flucht aus Honkong – aber aktuell ist es eine starke Botschaft an die Leugner der Absurdität der so genannten Deutschen Demokratischen Republik. Hass und Verschwörung sind zentrale Bestandteile der Geschichte – ein Thema unserer Tage.“

„Pankow 95“ läuft ab dem 27. November im Lichtblick Kino auf der Kastanienallee.


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Zitat der Woche

„Grundsätzlich begrüßen wir bürgerschaftliches Engagement für den Klimaschutz, sofern es im Einklang mit geltendem Recht steht“

sagt die neu gewählte Bezirkstadträtin Manuela Andres-Granitzki (CDU).

Es muss also alles seine Ordnung haben in Kiezhausen! Vorerst dürfen die Bäumchen in der Gaubitzstraße also stehen bleiben. Ich werde mich hingegen jetzt hinsetzen, auf mein Sofa nämlich, und Feierabend machen. Ein gutes Wochenende euch allen!

Eure Julia
und die ganze Redaktion

 

Titelbild: Julia Schmitz


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